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Montag, 1. Juli 2013

Teil 1: Berbera Flughafen

Nach mehr als 30 Jahren bin ich das erste Mal in meine Geburtsstadt Hargeysa nach Somaliland gereist. Dort besuchte ich meine Geschwister sowie deren Familien.




Abends um 22 Uhr in Frankfurt abgeflogen, machte ich nach 7 1/2 Stunden Flugzeit den ersten Zwischenstopp in Adis Abeba. Dort wartete ich rund 4 Stunden, bevor es weiterging nach Berbera im hohen Norden von Somaliland. Die Hinflüge waren alle mit Ethiopian Airlines, einem Partner der Lufthansa in der Star Alliance, der Rückflug ab Adis Abeba mit Lufthansa.
Der Service der Ethiopian Airlines war viel besser als bei der Lufthansa: Ständig wurden Getränke, warme Imbisse etc. gereicht - bei der Lufthansa gab es nur eine warme Mahlzeit und immer wieder mal Getränke ...


Berbera ist eine Hafenstadt im Norden Somalias am Golf von Aden, im international nicht anerkannten Somaliland. Ihre Einwohnerzahl wird derzeit auf 78.000 berechnet, Schätzungen reichen aber bis 230.000.

Berbera liegt am Rande der heißen und trockenen Küstenebene Guban. Die regionale Einteilung der Stadt ist unterschiedlich; gemäß der Verwaltungsgliederung Somalias gehört sie zur Region Woqooyi Galbeed, deren Hauptstadt Hargeysa ist, in Somaliland ist sie Hauptstadt der Region Saaxil (Sahil).

Die Stadt verfügt über einen Seehafen. Straßen verbinden sie mit Hargeysa und Burao. Darüber hinaus verfügt Berbera auch über einen Flughafen, dessen lange Landebahn in den 1970er Jahren die Sowjets angelegt hatten.

Über den Hafen von Berbera werden Schafe, Gummi arabicum, Weihrauch und Myrrhe exportiert, der Seehandel wird hauptsächlich mit Aden im Jemen auf der anderen Seite des Golfs von Aden betrieben. Seit dem Eritrea-Äthiopien-Krieg ist Berbera zudem ein bedeutender Exporthafen für das benachbarte Äthiopien, was es zur wichtigsten Devisenquelle für Somaliland macht. Außerdem operiert von hier aus auch die im Jahr 2009 mit Unterstützung von Großbritannien aufgestellte Marine von Somaliland.


Hier ein paar Fotos vom Flughafen in Berbera mitten in der Wüste:


 




Gepäcktransport auf Somalisch ....





Einreiseformalitäten. Für Visum, Gepäckausgabe und Einreisekontrolle bezahlte ich rund 90 US-Dollar (die ich bei Ausreise dann ein weiteres Mal zahlen musste).







Mit dem Bus (so sehen die Busse dort aus, es war noch ein sehr gepflegtes Model) ging es dann weiter nach Hargeysa, rund 160 Kilometer landeinwärts von Berbera entfernt.

So sah es im Bus aus:





Teil 2: Busreise nach Hargeysa


Die Entfernung beträgt 160 Kilometer. Für uns in Europa in 1 bis 2 Stunden zu fahren, dort aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse mind. 4 Stunden.

Meine abenteuerliche Busfahrt hat 6 Stunden gedauert. Wir mussten vor einem Fluss rund 2 Stunden warten, bis er wieder so wenig Wasser hatte, dass wir mit dem Bus durchfahren konnten. Normalerweise ist das Flussbett fast trocken, aber aufgrund der Regenzeit war das jetzt nicht der Fall.

Auf beiden Seiten warteten viele Autos, Busse und Lastwagen darauf, den Fluss passieren zu können.



Gemeinsames Warten und Schauen :-)





Es haben sich schon einige Fahrzeuge und Leute auf meiner Seite des Flusses versammelt, die warteten und warteten. 
Ich hatte schon große Angst, hier übernachten zu müssen im Bus ...







Der erste Lastwagen, der sich getraut hat, den Fluss zu durchfahren ....







und es dann mit Hängen und Würgen auch geschafft hat.




Teil 3: Hargeysa


Hargeysa oder Hargeisa (Somali: Hargeysa; arabisch ‏هرجيسا‎), übersetzt klein-Harar, ist eine Stadt im Norden Somalias und gilt als Hauptstadt des seit 1991 de facto unabhängigen Somaliland. Sie hat zwischen etwa 500.000 und 800.000 Einwohnern, manche Schätzungen gehen gar von über einer Million aus.

Die Stadt liegt in einem Tal im Nordwesten Somalias auf einer Höhe von 1260 Metern über NN. Sie ist auch Hauptstadt der Region Woqooyi Galbeed bzw. (nach somaliländischer Gliederung) Hargeysa. Bei Hargeysa liegen die Naasa-Hablood-Hügel und die Höhlen von Laas Geel, welche Höhlenmalereien enthalten.

 Die Stadt verfügt über einen internationalen Flughafen, von dem Flüge nach Dschibuti und Dubai möglich sind. Eine Straße, die mit Unterstützung der EU ausgebessert wurde, verbindet Hargeysa mit dem Hafen Berbera im Norden und mit Jijiga in Äthiopien. Eine weitere Verbindung verläuft nach Burao.

In der Zeit des Protektorats Britisch-Somaliland stieg Hargeysa zum größeren Ort und Handelszentrum auf. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es im Krieg zwischen der Kolonialmacht und Mohammed Abdullah Hassan in Mitleidenschaft gezogen. 1941 löste es die Hafenstadt Berbera als Hauptstadt von Britisch-Somaliland ab.

Als Britisch-Somaliland 1960 unabhängig wurde und sich mit Italienisch-Somaliland zu Somalia mit Mogadischu als Hauptstadt verband, sank die Bedeutung von Hargeysa, es blieb jedoch zweitgrößte Stadt des Landes. Die Einwohnerzahl wurde in den 1980er Jahren auf 70.000 geschätzt. Im Ogadenkrieg 1977/78 diente Hargeysa als Logistikzentrum und Hauptquartier für militärische Operationen.

Nach der Unabhängigkeitserklärung Somalilands wurde 1991 mit dem Wiederaufbau der Stadt begonnen. Heute ist sie fortschrittlicher und möglicherweise bevölkerungsreicher als die Landeshauptstadt Mogadischu und nach Berbera der zweitwichtigste Wirtschaftsstandort Somalilands. Der Wiederaufbau wurde zum Großteil von im Ausland lebenden Somaliern finanziert, da offizielle Spenden nur sehr spärlich nach Somaliland flossen.





Die meisten Straßen, besonders in den Vororten, sind nicht befestigt.
Sonnenuntergang - um 18 Uhr ist es schon dunkel






Wenig Grünzeug, viele unbefestigte Straßen, leider auch viel Plastikmüll (Müllabfuhr gibt es nicht)



Alle Häuser sind mit Strom- und Wasserleitungen versorgt, allerdings gibt es beides nur stundenweise. Der Bedarf ist höher als geliefert werden kann.




Die meisten Häuser sind mit hohen Mauern umgeben. Drinnen ist es meist sehr schön, aber auf den Straßen selbst sieht es meist doch recht trostlos aus.




Neben der normalen Wasserversorgung haben viele Häuser Zisternen, die mit Regenwasser oder regelmäßig durch Tankwagen aufgefüllt werden. Kein Trinkwasser, aber ausreichend für Bad, Waschmaschine etc.




Vieh gehört zur somalischen Tradition - viele Familien halten sich noch Ziegen etc.










Viehmarkt mit Ziegen und Kamelen am Stadtrand









Im Bürgerkrieg wurde Hargeysa 1988 vom somalischen Militär durch ein schweres Bombardement weitgehend zerstört, um die Rebellen des Somali National Movement zu bekämpfen. Zum Gedenken an den Angriff wurde in der Stadt ein Kriegsdenkmal in Form einer MiG errichtet.




Stadtzentrum mit Regierungs- und Geschäftsgebäuden, hier sind die meisten Straßen geteert und im relativ guten Zustand. Bürgersteige etc.gibt es aber nicht ...
















Im Zentrum die somalische Mobilfunkfirma (die gleichzeitig auch Bankfunktionen hat: Überweisung per SMS etc.). Hier habe ich mir eine Prepaid-Karte für mein Handy gekauft und für sehr wenig Geld täglich nach Deutschland telefoniert :-)












Hauptstraße mit vielen Geschäften und Straßenmärkten
























Ich durfte auch einige Basare (Geschäfte) von innen fotografieren:
Basar für Kleidung und Koffer





Basar für Gewürze und Lebensmittel







Basar für künstliche Blumen







Basar für Kleidung








Basar für Schuhe ...








Meine Schwägerin arbeitet als Hebamme und Krankenschwester in einer orthopädischen Praxis. Somalischer Arzt, der in Deutschland Medizin studiert und dann nach Somaliland zurückgekehrt ist.
Die Ausstattung der Praxis ist natürlich nicht mit dem Standards in Deutschland zu vergleichen.











Hier war ich in einem Wohnhaus im Innenhof







Schulen gibt es natürlich auch - teilweise durch die EU unterstützt
Daneben auch Privatschulen, die besser sind als die wenigen öffentlichen ...









Im Viertel der besseren Schichten ...













Flusslauf in der Stadt, meistens trocken, jetzt in der Regenzeit doch ein wenig gefüllt









Restaurants gibt es auch :-)
Es gibt überall Schnellrestaurants, überall Handyshops, überall Wechselstuben (um Dollar in somalische Schilling zu wechseln)
Hier ein paar Fotos von einem besseren Restaurant (noch nicht geöffnet)






















Mehr Fotos habe ich leider nicht - aber ich denke, dass hier schon viele Eindrücke gezeigt werden, die ich auf meiner ersten Reise in die Heimat sammeln konnte